Der Klimawandel - und wie Unternehmen dazu beitragen - ist mehr und mehr zum Gesprächsthema geworden. Im Zuge dessen wächst das Interesse an einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy).
Wir glauben, dass das Fördern nachhaltiger Innovation einen großen Beitrag dazu leistet, eine Welt zu gestalten, in der wir leben wollen. Besonders gilt das in der aktuellen Lage, in der das Virus Covid-19 weitreichende Konsequenzen nach sich zieht - nicht nur im Gesundheitssystem, sondern auch in Unternehmen und der Wirtschaft.
Der Wandel dahin, Materialien effektiv zu nutzen und weniger auf Importe zu setzen, ist wichtig. Deshalb haben wir mehr als 50 Start-ups mit innovativen und vielversprechenden Ideen identifiziert, mit denen eine zirkuläre Wirtschaft erreicht werden kann - und die womöglich andere Unternehmen inspirieren. Kollaboration ist “Key”, um Innovation und echte Wirkung zu erreichen. Unsere Analyse hebt deshalb Start-ups hervor, die Organisationen dabei helfen können, sich hin zu einem “Cradle-to-Cradle”-Modell zu verändern.
Start-ups, die den Kreis schließen
In der Untersuchung haben wir vier generelle Strategien hin zur Kreislaufwirtschaft für Unternehmen definiert - aufgestellt entlang der typischen Wertschöpfungskette:
- ressourcensparende Materialien bevorzugen
- Produktnutzung optimieren
- Lebensspanne von Produkten maximieren
- Materialien zirkulär wiederverwenden
Die Einteilung ist oft nicht trennscharf. Viele Start-ups setzen mehr als eine Strategie um, deshalb listen wir sie hier nach ihrem größten Wirkungsbereich auf. Entscheidend sind bei allen Strategien entlang der Wertschöpfungskette das Design von Produkt, Prozess und Service.
1. Ressourcensparende Materialien bevorzugen
Das betrifft vor allem die ersten Phasen, z.B. die Auswahl der Rohstoffe und deren Umwandlung in ein fertiges Produkt.
- Viele Start-ups kreieren neue Materialien, um vorhandene, nicht erneuerbare zu ersetzen. Beispiele sind Amadeo Leather, die veganes Leder basierend auf Pilzen herstellen oder wisefood mit einer Alternative zu Einweg-Strohhalmen aus Nebenerzeugnissen der Apfelsaftproduktion. Diese Start-ups zeichnen sich meist durch viel Forschung und Entwicklung aus und sind oft Ausgründungen aus Universitäten, wie z.B. Spinnova. Die Idee zu einem Prozess, der pflanzliche Zellulose in Textilfasern umwandelt, realisierte das Team im Forschungsbereich Biomaterialien des Technischen Forschungszentrums Finnland.
- Eine zweite Option ist, die Ressourcen-Effizienz zu erhöhen, z.B. durch generative Fertigung (Additive Manufacturing). Start-ups wie 3YOURMIND machen es für Unternehmen möglich, den 3D-Druck für die Produktherstellung zu nutzen und auszuweiten und so weniger Material zu verbrauchen. Ein weiteres Beispiel ist Wasp. Ihre Mission ist es, erneuerbare Rohstoffe aus der direkten Umgebung für den 3D-Druck von Häusern zu nutzen - Zero Waste für die Bauindustrie.
2. Produktnutzung optimieren
Hier kommt es auf die Verteilung und Auslastung an. Das Ziel dabei ist, die Zeit zu reduzieren, in der Produkte und Anlagen ungenutzt bleiben.
- Oft kommen hier neue Geschäftsmodelle zum Einsatz, wie etwa beim aktuellen Trend “Servitization”. Für Nutzende heißt das, sie wechseln vom Besitzen eines Produkts zum Mieten. Die Anbieterseite stellt wiederum sicher, dass der Wert für die Dauer der Ausleihe erbracht wird. Wir sehen das bereits in vielen Bereichen wie bei Kleidung (FJONG), Elektrogeräten (Grover) oder sogar Alltagsprodukten (Library of Things). Einige Neugründungen ermöglichen es Unternehmen, auf das Modell “Product-as-a-Service” (Produkt als Dienstleistung) umzustellen. Ein Beispiel ist remberg mit einer Lösung für den Herstellungs- und Dienstleistungssektor und für Betreibende von industriellen Anlagen - ebenso Lizee, ein Logistik- und Managed-Services-Angebot für Marken, die Waren verleihen statt verkaufen wollen.
- Ein anderes Geschäftsmodell, um Kapazitäten optimal zu nutzen, entwickeln Start-ups, die Menschen das Teilen ihrer Produkte ermöglichen - z.B. Autos (Getaway), Mitfahrgelegenheiten (Ridebee), oder alltäglichen Gegenständen (Rnters).
3. Lebensspanne von Produkten maximieren
Das involviert zum einen, wiederverwendbare im Gegensatz zu Einwegprodukten zu gestalten. Andererseits führt man Waren, die von ihren Besitzerinnen und Besitzern nicht mehr gebraucht werden, erneut dem Kreislauf zu.
- Start-ups finden kreative Wege um die Lebensspanne von Produkten zu verlängern und Einwegartikel zu vermeiden (das so genannte “Precycling”). Beispiele sind LivingPackets, die eine vernetzte und immer wieder nutzbare Zustellungsbox anbieten oder Recup mit einem Abgabesystem für wiederverwendbare Coffe-to-go-Becher.
- Plattformen machen es möglich, Waren weiterzuverteilen. Z.B. wird auf kleiderkreisel gebrauchte Kleidung weiterverkauft, bei TooGoodToGo sind unverkaufte Mahlzeiten aus einer Vielzahl an Geschäften und Restaurants erhältlich. Andere Start-ups nehmen verwendete Artikel an, um sie zu reparieren, aufzufrischen, zu upgraden und an neue Kundschaft zu verkaufen. Bei elektronischen Geräten kommt das Angebot sehr gut an (refurbed).
4. Materialien zirkulär wiederverwenden
Das schließt alle Maßnahmen nach der Entsorgung eines Produkts ein. Idealerweise sorgt schon das Produktdesign dafür, dass es recyclet werden kann.
- Der erste Hebel ist hier die Müllsammlung - entweder am Ende der Produkt-Lebensspanne oder während der Herstellung, wenn Nebenerzeugnisse anfallen. Ob mit smarten Mülltonnen (Enevo) oder indem Abfall analysiert und sortiert wird (Zenrobotics) - Start-ups bieten Lösungen. Polytag stattet neue Produkte mit einem Code aus, der deren Käufergruppe später hilft, ihre Einzelteile richtig zu entsorgen.
- Andere Gründungsteams arbeiten an neuen Methoden, um Abfall zu wiederverwendbarem Material zu machen. Saperatech hat einen Prozess entwickelt, mit dem sich alle Einzelmaterialien aus zusammengesetzten Produkten trennen lassen. Worn Again bietet eine Technologie, die neue Kleidungsstücke aus nicht wiederverwendbaren Textilien, PET-Flaschen und Verpackungen herstellt. Abfall kommt auch in neuen Gebieten zum Einsatz: Aeropowder wandelt entsorgte Federn in biologische Werkstoffe um. So schließt sich der Kreis einer zirkulären Wirtschaft: recyclete Materialien bilden die Grundlage für neue Waren.
Mit diesem Überblick über Strategien wollen wir etablierte Unternehmen und Start-ups gleichermaßen dazu inspirieren, am Modell Kreislaufwirtschaft teilzunehmen und davon zu profitieren.*
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- Susanna Mur, Consultant, UnternehmerTUM Business Creators
susanna.mur@unternehmertum.de - Christian Mohr, Partner, UnternehmerTUM Business Creators
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* Diese Liste an Start-ups ist nicht allumfassend. Wenn ihr ein Start-up seid und gerne aufgenommen werden wollt, schreibt uns eine E-Mail.