UnternehmerTUM engagiert sich in Ghana, um die lokale Herstellung von neu entwickelten COVID-19-RNA-Schnelltests zu fördern, Arbeitsplätze zu schaffen und eine Grundlage für die kommerzielle Produktion zu legen.
Garching bei München, 26. Mai 2021. UnternehmerTUM, Europas führendes Zentrum für Innovation und Gründung an der TU München,engagiert sich in Ghana, um die lokale Herstellung von neu entwickelten COVID-19-RNA-Schnelltests zu fördern, Arbeitsplätze
zu schaffen und eine Grundlage für die kommerzielle Produktion zu
legen. Dafür werden ghanaische Laborfachkräfte ausgebildet und mit
notwendigem Material sowie einem mobilen Labor ausgerüstet. Die
Projektergebnisse werden veröffentlicht und geben praxisnahe Hilfe, um eigene Produktionsstätten aufzubauen.
In Ghana wurden laut WHO
seit Beginn der Pandemie 88.228 Infektionsfälle und 698 Todesfälle
verzeichnet. Die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch weitaus höher
liegen, da im Vergleich zu Deutschland nur sehr wenig auf das
Coronavirus getestet wird. Insbesondere Materialien für den als
Goldstandard geltenden PCR-Test sind knapp und teuer. „Gerade in
afrikanischen Ländern fehlen Testkapazitäten für COVID-19. Dabei ist
eine schnelle Diagnose wichtig für die Eindämmung der Pandemie“,
beschreibt Rüdiger Trojok, Leiter der Bio.Kitchen von UnternehmerTUM,
die Motivation für das Projekt. Bio.Kitchen ist das erste öffentlich
zugängliche Biotech-Labor Deutschlands und fördert die Nutzung von
unternehmerischen Chancen in der Biotechnologie und vermittelt
Fähigkeiten zur Entwicklung von Geschäftskonzepten.
Unternehmerische Chancen in der Biotechnologie nutzen
Genau hier setzt das Projekt an. Bio.Kitchen kooperiert mit der
Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im
Rahmen des Förderprogramms develoPPP.de des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), um gemeinsam eine
kostengünstige Testalternative für den ghanaischen Markt zu bieten.
Helfen soll ein eigens von Wissenschaftlern der TU München entwickelter
Test, basierend auf der RT-LAMP-Technologie (Reverse Transcription
Loop-mediated Isothermal Amplification). Wie der weitverbreitete
RT-PCR-Test (Reverse Transcription Polymerase Chain Reaction) weist LAMP
die RNA von Viren in menschlichen Speichelproben nach und ist dabei
schneller, leichter in der Auswertung und kostengünstiger bei
vergleichbarer Genauigkeit. Für die Testauswertung sind keine
Hightech-Laborgeräte notwendig, die Bearbeitungszeit beträgt mit 1,5
Stunden etwa ein Drittel der Auswertungszeit eines PCR-Tests – bei weniger als der Hälfte der Kosten. Ein PCR-Test kostet 60 Euro, der
LAMP-Test soll zu einem geschätzten Endpreis von weniger als 10 Euro pro
Test erhältlich sein. „Wir wollen eine kommerzielle Produktion der
RT-LAMP-Technologie in Ghana ermöglichen und die Abhängigkeit von teuren und weltweit knappen Testmaterialien verringern“, so Trojok.
Dafür erhalten 120 Laborfachkräfte an etwa 50 Einrichtungen aus ganz Ghana Schulungen zur korrekten Probenentnahme und LAMP-PCR-Testung. Ein eigens für das Projekt zusammengestelltes mobiles Labor - ausgestattet mit Geräten und Material für die Probennahme, Testung und Diagnosestellung - versetzt die Laborfachkräfte von Anfang an in die Lage, erfolgreich mit der neuen Technik zu arbeiten. Die Labormöbel wurden von der Hightech-Werkstatt „MakerSpace” von UnternehmerTUM eigens für den Feldeinsatz konzipiert und handgefertigt. Zudem wird eine voll ausgestattete Pilotanlage mit lokalen Partnern für die Herstellung von Testreagenzien und zur Qualitätssicherung entlang der Produktionslinie von RT-LAMP-Testkits etabliert.
Aktuell produziert Bio.Kitchen virtuelle Schulungsunterlagen und stellt das Ausbildungslabor für den Versand nach Ghana zusammen. Ab Mitte des Jahres findet die Ausbildung vor Ort statt. Bis April 2022 wird das Projekt an lokale Partner übergeben.
Nachhaltige Stärkung der Testkapazitäten
Ein weiterer Vorteil: die LAMP-Technologie kann ohne großen Aufwand für neu auftretende oder bereits existierende Viren- und Bakterieninfektionen innerhalb weniger Tage angepasst und verwendet werden. Zukünftige Epidemie- und Pandemieausbrüche könnten so bereits in frühen Stadien der Ausbreitung eingedämmt werden, ohne auf den Import von Kits und Reagenzien angewiesen zu sein.
Die Laborprotokolle und Ergebnisse werden dokumentiert und als Leitfaden öffentlich zugänglich gemacht, um anderen Produktionsstätten die Nutzung der LAMP-Technologie zu ermöglichen. Eine Ausweitung der LAMP-PCR Schulungen mit dem Mobile Lab für weitere Länder ist bereits in Planung.
Weitere Informationen unter: www.utum-bio-kitchen.de/coronalab
Mit develoPPP.de fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) privatwirtschaftliche Aktivitäten dort, wo unternehmerische Chancen und entwicklungspolitischer Handlungsbedarf zusammentreffen. Dafür stellt das BMZ Unternehmen, die ihr Engagement in Entwicklungs- und Schwellenländern auf- oder ausbauen wollen, finanzielle und fachliche Unterstützung im Rahmen konkreter Projekte zur Verfügung. Bei der Umsetzung kooperiert das teilnehmende Unternehmen mit einem der beiden Partner, die das Programm im Auftrag des BMZ durchführen: DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH oder Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. www.developpp.de
UnternehmerTUM – Europas führendes Zentrum für Innovation und Gründung
UnternehmerTUM ist eine einzigartige Plattform für die Entwicklung von Innovationen. Start-ups bietet UnternehmerTUM einen Rundum-Service von der ersten Idee bis zum Börsengang. Ein Team aus über 250 erfahrenen Mitarbeitern, darunter Unternehmer, Wissenschaftler und Investoren, unterstützt beim Aufbau des Unternehmens, beim Markteintritt und bei der Finanzierung – auch mit Venture Capital. Etablierten Unternehmen bietet ein Team aus erfahrenen Beratern den optimalen Zugang zum Ökosystem von UnternehmerTUM. UnternehmerTUM verfügt über langjährige Expertise bei der Entwicklung von Innovationsstrategien und der Umsetzung und Ausgründung technologiegetriebener Geschäftsideen. 2002 von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründet, ist die gemeinnützige UnternehmerTUM gGmbH mit jährlich mehr als 80 wachstumsstarken Technologiegründungen - u. a. Celonis, Konux und Lilium - das führende Zentrum für Gründung und Innovation in Europa.