In Zeiten des Klimawandels rückt die Bedeutung unserer Wälder immer stärker in den Vordergrund, denn es geht darum, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Einerseits ist bekannt, dass der Wald vom Klimawandel bedroht ist, mit der Folge des großflächigen Absterbens der Wälder. Auf der anderen Seite ist der Wald nach den Ozeanen die größte CO2-Reduzierungsmaschine, die wir haben und bietet somit auch den Ausweg aus dieser Krise. Er unterstützt die Luft- und Wasserreinigung, gilt als Erholungsgebiet und dient zusätzlich als Kühlfaktor. Ein vielseitiges Angebot, das wir nutzen könnten, um gegen den Klimawandel vorzugehen. Doch wird in der Forstwirtschaft derzeit aus Kostengründen auf die Holzproduktion optimiert, was mit sich bringt, dass Bäume, die noch viele Jahrzehnte weiterwachsen und noch mehr CO2 speichern könnten, entnommen werden. Das ändert OCELL, indem Waldbesitzer für die gesamte Ökosystemleistung der Wälder entlohnt werden.
Ihre Mission
OCELL will die Wälder und damit auch das Klima schützen.
Als Fachfremde haben sich die drei Gründer an dieses Thema gewagt, weil es spannend ist, berichtet uns David Dohmen. Er hat Elektro- und Informationstechnik an der Technischen Universität München studiert. Dort lernte er auch seinen Kommilitonen Christian Decher kennen. Gemeinsam mit Felix Horvat, der Mechatronik und Robotik an der Fachhochschule München studierte, gründeten sie 2019 ihr Start-up. Mit OCELL bieten sie Waldbesitzern eine weitere Vergütungsmöglichkeit, abgesehen vom Holzhandel. Zwar handelt es sich bei Holz um einen natürlichen Rohstoff, der auch verarbeitet als Tisch oder Haus noch lange CO2 speichert. Im Rahmen der OCELL Projekte kann die Speicherkapazität jedoch noch weiter erhöht werden. Forstbetriebe ändern ihre Bewirtschaftung - genannt Improved Forest Management -so dass Bäume länger stehen bleiben und somit mehr und langfristiger CO2 speichern. Finanziert wird das Ganze über Klimaschutzprojekte, die OCELL in Form von Carbon Credits an umweltbewusste Unternehmen verkauft. Mit diesen Einnahmen schafft OCELL Anreize, damit Waldbesitzer ihren Forst in klimaneutrale Mischwälder umwandeln und somit die gesamte Ökosystemleistung inklusive CO2-Speicher, Biodiversität, Erholungsgebiet und vieles mehr angekurbelt wird. Grundlage zur Sicherstellung der Wirkung dieser Projekte ist die von OCELL entwickelte Technologie, mit der digitale Zwillinge der Wälder erstellt werden. Mit ihrer Software verspricht das Start-up einen skalierbaren und messbaren Impact für unser Klima zu bieten und schafft eine Win-Win Situation:
“Die Wälder werden vor dem Klimawandel geschützt und gleichzeitig erhöht sich der CO2-Speicher durch Projekte, die sich positiv auf unser Klima auswirken.”
Dabei setzt es auf ein zweiseitiges Business Modell. Der Vorteil für Forstwirte: sie erhalten transparente und wissenschaftliche Daten über ihren Wald und können diese über die Dynamic Forest-Software von OCELL digital verwalten. Damit können beispielsweise Arbeitsaufträge an Mitarbeiter per App übermittelt werden, die den genauen Einsatzort einfach auf ihrem Smartphone einsehen können. Auf der anderen Seite kann OCELL dank der mit ihrer eigenen KI-Technologie gewonnenen Daten hochwertige Klimaschutzprojekte anbieten, in die umweltbewusste Unternehmen investieren können. Der Impact zahlt sich für die ganze Gesellschaft aus:
1. Digitalisierung der Forstwirtschaft
Mit Luftbildern der Wälder und weiteren Daten kann OCELL einen auf künstlicher Intelligenz basierten, digitalen Zwilling des Waldes erschaffen. Dadurch ist bekannt, welche Baumarten vorhanden sind, wie groß und auch wie alt die Bäume sind. All diese Daten werden in die Dynamic Forst Software eingepflegt, in der Forstbetriebe ihren Wald auf einer digitalen Karte einsehen können. Das bedeutet die Abhilfe der Zettelwirtschaft, denn fortan können Markierungen und Arbeitsaufträge ganz einfach digital geplant und verteilt werden.
2. Klimaschutz durch hochwertige CO2-Zertifikate
Auf Grundlage der Daten, die in Zusammenarbeit mit den Forstwirtschaften entstehen, kann der CO2-Speicher in diesen Wäldern genau berechnet werden. Dies bietet die Grundlage der Klimaschutzprojekte. OCELL kann nachvollziehen, wie viel CO2 aktuell im Wald gespeichert wird und berechnet, wie viel CO2 gespeichert werden könnte, wenn der Wald anders bewirtschaftet werden würde. Diese Veränderung könnte zum Beispiel eine längere Lebensdauer der Bäume abbilden.
Unternehmen können über Carbon Credits in diese Projekte investieren. Konkret heißt das: ein Carbon Credit entspricht einer Tonne CO2. Durch jeden gekauften Carbon Credit kann also eine Tonne mehr CO2 gespeichert werden als ohne das Projekt. Die Einnahmen aus dem Projekt gehen an den Waldbesitzer, der das Geld für den Umbau zu klimaresilienten Mischwälder verwenden muss.
Für Unternehmen, die ein Net Zero-Ziel verfolgen, bietet dieses Projekt eine perfekte Grundlage um die Emissionen, die selbst nicht mehr reduzierbar sind, in anderer Form in das Klima zurück zu investieren.
Eine Idee aus der Luft gegriffen
Die Verbindung zwischen Luft und unseren Wäldern bietet wertvolle Ressourcen für unsere Gesellschaft, die außerhalb des ökologischen und ökonomischen Optimums agieren. Die drei Ingenieure haben sich diesem Thema angenommen und ihnen wurde schnell klar: Sie wollen ihr eigenes Unternehmen aufbauen, in dem sie frei gestalten und einen messbaren Beitrag zum Klima leisten können. David erzählt, was für ihn ausschlaggebend war, dass er in seinem eigenen Start-up arbeiten möchte und welche Herausforderungen das mit sich bringt. Grundsätzlich begegnet er jeder Herausforderung offen, da sie immer wieder Raum für Veränderungen schaffen und meist mit viel Spaß verbunden sind. Dennoch, das persönliche Wachstum, das man als Gründender erlebt und in das man sich auch manchmal unfreiwillig stürzen muss, ist enorm.
Verantwortung abgeben und Vertrauen aufbauen muss gelernt sein. Mittlerweile werden die drei Gründer von über 50 Mitarbeitenden auf der Mission, die Forstbranche zu digitalisieren, unterstützt. Verantwortung abzugeben ist nicht immer leicht, aber notwendig. Mit jeder Stufe des Teamzuwachses muss man sich immer wieder neu darauf einlassen.
Angefangen hat alles mit ersten Gesprächen zu einem Exist-Stipendium im Jahre 2018. Und bereits ein paar Monate später folgte die Gründung. David bezeichnet das erste Jahr von OCELL eher als ein studentisches Experimentierprojekt. Sie hatten Zeit, ein paar finanzielle Mittel und konnten in ihrem Büro im TUM Incubator herausfinden, in welche Richtung sie gehen wollen. Als das Konzept stand, konnte das Start-up früh auf die Unterstützung erster Kunden zählen. Sie entwickelten sich weiter im XPRENEURS Incubator und strebten ein erstes Investment an. Dieses folgte im Jahr 2021 durch einige Business Angels und UnternehmerTUM Funding for Innovators. Auf Nachinvestitionen folgte schließlich auch die Seed-Runde mit größeren Investoren. Mit den gesammelten fünf Millionen Euro konnten sie im August 2022 ihr Produktportfolio erweitern, Kundengruppen ausbauen und neue Mitarbeitende einstellen.
Ihre Vision ist global – bisher agieren sie vor allem in der DACH Region, Ost- und Nord-Europa, den baltischen Ländern sowie Nord- und Südamerika. Doch in Zukunft will OCELL auf allen weltweiten, professionell bewirtschafteten Wäldern Mehrwert schaffen.
Ein tolles Start-up mit großartiger Mission aus unserem UnternehmerTUM-Ökosystem. Danke David, für den Einblick hinter die Kulissen und euren Einsatz mit OCELL für unsere Gesellschaft.