appliedAI hat im Zuge des für 2023 geplanten AI Acts, einem Vorschlag der Europäischen Union für ein Gesetz zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz, eine Umfrage unter europäischen Start-ups durchgeführt. Sie beleuchtet, welche Konsequenzen die Umsetzung des AI Acts für Unternehmen sowie den Einsatz von deren KI-Systemen haben könnte. Davon ausgehend formuliert die Umfrage Handlungsempfehlungen für die Politik.
Was ist der EU AI Act?
Der EU AI Act besteht aus einer Reihe von Vorschriften, die sicherstellen sollen, dass KI-basierte Systeme nicht die Sicherheit, Gesundheit und Grundrechte anderer Menschen beeinträchtigen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden konkrete Vorschläge ausgearbeitet, die den zukünftigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) regeln sollen. Abhängig davon, wie groß das Risikopotenzial einer KI-Anwendung ist, kommen unterschiedliche gesetzlichen Vorschriften zum Einsatz. Die Klassifizierung der KI-Systeme erfolgt entsprechend vier Kategorien:
1. verbotene Systeme
2. Hochrisiko-Systeme
3. Systeme mit Informationspflicht
4. Systeme mit geringem oder minimalem Risiko
Worum geht es in der AI Act Impact Survey?
Die appliedAI AI Act Survey hat die Auswirkungen des KI-Gesetzes auf Start-ups in Europa untersucht. Über 100 europäische KI-Start-ups und andere KI-Unternehmen haben an dieser Umfrage teilgenommen. Für ein vollständigeres Bild ist auch die Meinung von 15 Venture Capital Firmen in die Auswertung eingeflossen. Das Ergebnis der Studie ist ein Meinungsbild von KI-Innovatoren zur geplanten KI-Regulierung.
Was ist das Ziel der AI Act Impact Survey?
Der Fokus des EU AI Acts liegt aktuell noch auf potenziellen Risiken und negativen Auswirkungen von der Anwendung von KI. Aber es ist auch wichtig, dass bei dieser Diskussion nicht vergessen wird, wie KI für unsere Ziele in den Bereichen Europäischer Green Deal, Gesundheitswesen, digitale Souveränität oder in anderen Bereichen eingesetzt werden kann.
Welche Auswirkungen könnte der AI Act auf die Innovationskraft Europas haben?
Die befragten Start-ups entwickeln verschiedene KI-Anwendungen. Ihre Antworten in der Umfrage lassen befürchten, dass der EU AI Act die Innovationskraft Europas im Bereich KI bedroht. 33% - 50% der KI-Anwendungen würden nach dem aktuellen Stand als „High-Risk” klassifiziert werden und müssten in Zukunft strenge Voraussetzungen erfüllen. Das übersteigt die Annahme der EU-Kommission von 5-15% um ein Vielfaches. 50% der KI-Start-ups glauben, dass der AI Act die KI-Innovationen in Europa deutlich verlangsamen wird. 16 % erwägen sogar, KI gar nicht mehr oder nur noch außerhalb der EU zu entwickeln. Die befragen Venture Capital Firmen glauben außerdem, dass der AI Act die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Start-ups drastisch verringern wird.
Welche Empfehlungen gibt der Report der Politik?
Die europäische Wettbewerbsfähigkeit sollte im Mittelpunkt der Diskussionen stehen. Dafür sollte die Anzahl der Hochrisikofälle eingegrenzt werden, damit tatsächlich nur die erwarteten 5% - 15% der KI-Systeme in diese Risikoklasse fallen. Es sollten Regulatory Sandboxes als Treiber für Innovationen in einem geschützten, aber attraktiven Umfeld konzipiert werden. Außerdem sollten die Bedürfnisse europäischer KI-Start-ups berücksichtigt werden, insbesondere in Bereichen, die als sehr schwierig oder kostspielig gelten.