Als Geschäftsführer der UnternehmerTUM Projekt GmbH ist Andreas Liebl unter anderem für den Aufbau der appliedAI-Initiative mit Partnern wie Google und NVIDIA zuständig. Die Initiative zählt mit 26 Partnern, ausgewählten Start-ups sowie über 100 engagierten Studenten schon jetzt zu den größten Initiativen in Europa im Bereich angewandter künstlicher Intelligenz. Vor seiner Zeit bei UnternehmerTUM hat er fünf Jahre bei McKinsey gearbeitet und gleichzeitig am Lehrstuhl für Entrepreneurship an der TU München promoviert. In seiner Doktorarbeit begleitete er ein Jahr lang 120 Start-ups und untersuchte deren Unternehmenskultur- und identität.
Kannst Du uns kurz die appliedAI-Initiative erläutern?
Die Initiative ist der Ort an dem die neuesten Technologien aus dem Forschungsbereich der Künstlichen Intelligenz (KI; engl. Abk. AI) in die Anwendung transferiert und damit erlebbar gemacht werden. Im Moment wird in Deutschland viel in diesem Feld geforscht, aber im Anwendungsbereich existiert eine Lücke. Diese Lücke möchten wir schließen. Die UnternehmerTUM mit ihrem starken Netzwerk aus Start-ups, Unternehmen, Wissenschaftlern und öffentlichen Einrichtungen bietet hierfür die perfekte Plattform. Daneben wollen wir Firmen und ihre Mitarbeiter auf eine digitalisierte Arbeitswelt vorbereiten.
Müssen wir Angst haben, dass Künstliche Intelligenzen unsere Jobs ersetzen?
KIs werden noch lange nicht in der Lage sein, wie Menschen intuitiv vorzugehen oder auf unvorhersehbare Dinge zu reagieren. Vorhersehbare Tätigkeiten können aber durch KIs dem Menschen abgenommen werden, so dass dieser sich auf wertschöpfende und kreative Aufgaben konzentrieren kann. Durch diese Trennung werden aber Wenige sehr viel arbeiten und sehr viel verdienen, während Viele wenig arbeiten und wenig verdienen werden. Es müssen also frühzeitig neue Gesellschaftsmodelle gefunden werden, um die steigende Diskrepanz zwischen Arm und Reich zu verhindern.
Hast Du eine konkrete Vorstellung davon, welche gesellschaftlichen Auswirkungen Künstliche Intelligenz in zehn Jahren auf die Menschheit haben könnte?
In den letzten 150 Jahren stand die Automatisierung von physischer Arbeit im Vordergrund, angefangen beim ersten elektrischen Webstuhl. Jetzt geht es verstärkt um die Automatisierung von Wissensarbeit. Wir stehen aktuell an der Schwelle zur Automatisierung der Automatisierung, wodurch die Komplexität in allen Bereichen gesteigert und zunehmend beschleunigt wird.
Wie könnte eine solche Unterstützung des Menschen durch KI aussehen?
Im Healthcare Sektor zum Beispiel wird jeden Tag eine große Menge an Patientendaten generiert. Künstliche Intelligenzen können Ärzte dabei unterstützen den Informationsüberfluss zu kanalisieren und zu selektieren. Darauf aufbauend kann dann schneller und präziser eine Diagnose gestellt werden. Beispielsweise kann mit Hilfe von KI frühzeitig Hautkrebs erkannt werden. Diese erkennt anhand eines Bildes, ob und wenn ja um welche Form des Krebs es sich handelt.Welche Ziele verfolgst Du mit der Initiative?
Im Moment ist es wichtig Ergebnisse zu erzeugen, Use Cases zu bauen und generell visibel im Anwendungsbereich zu sein, um Deutschland in die Führungsposition zu bringen. Man hat keinen Wettbewerbsvorteil, wenn man nur forscht.
Gleichzeitig muss es aber auch unsere Rolle sein, diese Entwicklungen und Produkte verständlich zu erklären. Denn durch die rasante Entwicklung verstehen viele Menschen nicht, was Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz konkret bedeutet. Wir wollen aufklären, Chancen diskutieren und Gestaltungsmöglichkeiten für die Gesellschaft aufzeigen.
Daher wollen wir nicht nur die führende Initiative im Bereich der Anwendung von KI sein, sondern auch gleichzeitig die dringend notwendige politische und gesellschaftliche Debatte über Künstliche Intelligenz vorantreiben.
Weitere Informationen unter: https://appliedai.de/