Um erfolgreich zu werden, braucht es Lösungen. Unter dem Slogan “Die Mehrfachsteckdose für E-Autos” möchte das Start-up zwei der größten Herausforderungen der E-Mobilität bewältigen: den Fachkräftemangel und die Engpässe in unserem Stromnetz. Wie das GreenTech Start-up mit seiner innovativen Ladeinfrastruktur die E-Mobilität umkrempelt? Wir nehmen euch mit auf die Reise von ChargeX.
Die ChargeX-Journey
Wie alles begann
Michael Masnitza hat Engineering und Science an der Technischen Universität München studiert. Es folgte ein Studium in Maschinenbau und Management und sein erster Job bei einem Müncher E-Mobilitäts-Start-up. Diesen Schritt bezeichnet Michael als seine “Entrydrug” in die Start-up-Welt. Das Start-up war bekannt als der größte Onlinehandel für Ladeinfrastrukturen. Dort lernte Michael seinen Co-Founder Tobias Wagner kennen. Angekommen in der Branche, haben die beiden schnell die Problematik der E-Mobilität erkannt. Ihnen wurde klar, diese wird nicht an den Autos scheitern, nicht an der Reichweite der Autos und auch nicht an der Vielfalt der Modelle - aber die Basisinfrastruktur, die ist der große Blocker der E-Mobilität.
Ladestationen werden dort gebraucht, wo das Auto am längsten steht: Zuhause und am Arbeitsplatz. Wenn es um die Ladung eines E-Autos geht, treten hierbei zwei zentrale Probleme auf:
Das Stromnetz reicht nicht aus, um alle Autos (vor allem am Standort des Arbeitgebers) gleichzeitig zu laden. Hierfür wird ein einfaches Energiemanagementsystem in der Hardware benötigt.
Es gibt zu wenig Fachkräfte um Tausende, wenn nicht Millionen Wallboxen zu installieren.
Ein “banaler” Gedanke brachte Michael und Tobias auf eine Idee: Wenn man zuhause nicht genügend Steckdosen hat, fährt man einfach in den Baumarkt und holt sich eine Mehrfachsteckdose. Warum also nicht dieses Konzept auf die E-Mobilität übertragen?!
Seither entwickelt ChargeX modulare Ladelösungen für E-Autos. Mit ihrem Produkt “Aqueduct” verfolgen sie die große Vision, jeden Stellplatz in einen Ladeplatz zu verwandeln.
Wie entsteht ein Produkt?
Wie jedes Unternehmen musste auch ChargeX klein anfangen. Sie meisterten dennoch den Weg vom Proof of Concept bis hin zu ihrem Produkt “Aqueduct”.
- PoC
Um ein Produkt auf den Markt bringen zu können, reicht eine gute Idee nicht aus. Es muss zuvor geprüft werden, ob die Vorstellungen auch in der Realität umsetzbar sind. Im Jahr 2017/2018 präsentierte das Team seinen ersten Proof-of-Concept-Prototyp. Das Energiemanagement und die patentierte Sicherheitsschaltung für das Ladesystem standen bei dieser ersten Testrunde im Fokus.
- MVP
Eine minimierte Version ihrer Produktidee sollte erstes Feedback von der Zielgruppe einbringen. Drei fest zusammengeschraubte Module stellten den MVP (Minimum viable Product) dar und konnten bei ihrem ersten Kunden, einem Münchner Autohaus, installiert werden. Dieses Produkt verfügte noch nicht über die Plug-and-Play-Funktion – die Kern-IP, das heißt die Grundidee, war dennoch verbaut und bereits vertestet.
- Lvl. 0
In Zusammenarbeit mit ihrem Standortpartner Nextmove, Deutschlands führender E-Auto-Vermietung, optimierten ChargeX ihr Produkt weiter. Der daraus entstehende Prototyp wurde um die Plug-and-Play-Funktion eweitert. Ab dieser Generation konnten die Produkte auch ohne spezifische Einrichtung oder Installation einer Software genutzt werden. Mit Nextmove arbeitet das Team auch heute noch als Testpartner für Neuentwicklungen eng zusammen.
- Design Prototyp
Mit einem Team aus Industriedesigner_innen wurde ein neues Konzept rund um das Produkt “Aqueduct” gebaut. Mit Hilfe eines 3D-Drucks konnte dieses umgesetzt und ein optimales Nutzerfeedback von Testpartnern eingeholt werden.
- Lvl. 1
In dieser Phase der Produktlaufbahn wurde es “spannend und richtig teuer”, berichtet Michael Masnitza. Sie bezeichnen diese Periode im Produktlebenszyklus als Industrialisierungsphase. In Kleinserienfertigung wurden die ersten 1000 Stück produziert. Die Herstellung des Ladesystems war in dieser Zeit noch recht komplex und teuer, dennoch konnten erste Margen erzielt werden. Diese nutzte das Team, um die Produktion weiter zu optimieren. Mit der zweiten und dritten Generation konnte in die Massenfertigung eingestiegen werden.
Die Produktion
ChargeX setzt konsequent auf ein Produkt ‘Made in Germany’. Wer dieses Ziel verfolgt, muss laut Michael vor allem am Anfang viel Zeit und Energie in das Produkt stecken, um möglichst wenig Ressourcen in der Produktion zu benötigen.
Eine Produktion startet immer mit dem Auftakt des Elektroteams, das in seinem Büro in München die erste Generation eines Produkts entwickelt. Der daraus entstandene Entwurf bahnt sich weiter seinen Weg in die Kleinserienfertigung. Hierbei werden erste Einheiten getestet und optimiert. Anschließend wird die Produktion an ein lokales Dienstleistungsunternehmen übergeben. 95% der ChargeX-Produktionen werden von den deutschen Partnerunternehmen Lacon und Hörmann Automotive abgewickelt. Auch die Zulieferer sind in Deutschland ansässig und kommen vorzugsweise aus München und der näheren Umgebung.
Powerbank auf vier Rädern - Zukunftsmusik von ChargeX
Nächste Schritte
Für ChargeX ist es wichtig, jeder Kundengruppe eine optimale Customer Experience bieten zu können. Ihre Hardware ist bereits branchenübergreifend einsetzbar. In der App liegt aber noch verborgenes Potential, das Kundenerlebnis spezifischer zu gestalten. Im Use Case “Mitarbeitendenladung/Flottenladung” können Mitarbeitende das benutzerdefinierte Dashboard einfach in ihren Workflow integrieren. Check-in und Check-out können ganz einfach selbst durchgeführt werden.
Um auch anderen Kundengruppen diese Flexibilität und Eigenständigkeit bieten zu können, sollen die jeweiligen Dashboards noch weiter ausgebaut werden. Damit kann in Zukunft branchenübergreifend ein optimales Plug-and-Play-System mit den passenden digitalen Services bereitgestellt werden.
Aktuelle Produkte in der Entwicklung
Die nächste Hardware Generation soll noch einfacher installiert werden können, denn auch Elektrobetriebe klagen über den Fachkräftemangel. Viele Betriebe verfügen nur über wenige gut ausgebildete Meister. Um hier entgegenzuwirken, möchte ChargeX ihr Produkt “Aqueduct” so einfach wie möglich halten. In Zukunft wird es keine Endabnahme einer Elektrofachkraft mehr brauchen. Dementsprechend können auch Facility Manager die Ladeinfrastruktur einbauen und warten.
Das Thema des bidirektionalen Ladens wird ChargeX in Zukunft viel beschäftigen. Hierbei wird ermöglicht, dass der Ladevorgang in beide Richtungen möglich ist. Strom kann also von einer Quelle in das Elektroauto fließen und dieses laden. Im Gegenzug ist es aber auch möglich, dass das Stromnetz Leistung aus der Batterie des Elektroautos zieht. So kann auch eine Ladung von Fahrzeug zu Fahrzeug ermöglicht werden. Ein Elektroauto fungiert dann wie eine Batterie auf vier Rädern und dient als Notfallaggregat im Straßenverkehr.
“Ein Aufruf an alle VC`s: Investiert mehr in Hardware!”
ChargeX stieß in ihrer Anfangszeit auf Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Venture Capital, insbesondere aufgrund der in Deutschland verbreiteten Aversion gegenüber Hardware-Investitionen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte das Team bereits eine funktionierende Technologie. Es war überzeugt und wusste, seine Technologie löst ein reales Problem und schafft einen Impact für sehr viele Menschen. Doch dann stieß ihre Innovation auf die Venture Capital-Realität in Deutschland. Denn hier neigt der Trend dazu, Hardware-Investments lieber zu umgehen. Michael betont in diesem Zusammenhang, dass Hardware-Unternehmen mit einem überzeugenden Hardware-Konzept schneller und effizienter skalieren können. Diese Zeit hat das Start-up geprägt und genau deshalb fordert Michael alle VC`s auf: “Investiert mehr in Hardware!”
Von Gründer zu Gründer
Das Team ist das A und O
Dieses Thema begleitet ein Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus und wird nie an Wichtigkeit verlieren. Da das Team der Kern des Unternehmens ist, lautet Michaels Tipp: Bei jeder Neueinstellung fünfmal hinschauen und einen langen Qualifikationszyklus bei den eigenen Mitarbeitern etablieren. Im Nachhinein würde er bei Einstellungen noch genauer prüfen, ob die Person geeignet ist, auch wenn das manchmal heißt, dass man Leute nicht mit auf die Reise nehmen kann. Aber mit einem super Team, das Hand in Hand agiert, kann auch schneller viel erreicht werden.
Auf das Bauchgefühl vertrauen
Wenn schwierige Entscheidungen zu treffen sind, nicht zu lange zögern. Egal ob es die Anpassung des eigenen Business-Modells ist, die Spezifizierung auf eine Kundengruppe oder ob es um die schwierige Entscheidung geht, Mitarbeiter zu entlassen: das Bauchgefühl täuscht selten. Michaels Tipp: Sofort machen.
Bei ChargeX haben sie den Fehler gemacht, mit solchen Entscheidungen zu lange zu warten. Sie haben zu viel Zeit in die Analyse gesteckt und immer wieder validiert um noch mehr Datenpunkte zu finden, die die Entscheidung begründen. Doch Michaels Fazit ist, wenn das eigene Bauchgefühl sagt ‘Das ist es’, dann ist es meistens auch so.
Die ChargeX Customer Journey bei UnternehmerTUM
Der Climate-KIC Accelerator war die erste Anlaufstelle von ChargeX. Das EU Förderprogramm wurde von UnternehmerTUM mitorganisiert und ermöglichte die erste Förderung des Green-Tech Start-ups. Michael ist großer Fan des Programms, weil es Klimalösungen auf die Straße bringt. Wie er sagt, ist es leider relativ offensichtlich, dass keine Software die Klimakrise lösen kann. Laut Michael können alle CO2-Emissionen nur durch neue Hardware-Innovationen oder durch Hardware-Software-Kombination gelöst werden.
Nach der Eröffnung des Munich Urban Colab hat das Team dort seine Heimat gefunden und viele Projekte zusammen mit dem Digital Hub Mobility umgesetzt. Dadurch entstand auch die Partnerschaft mit SAP. ChargeX sind sehr stolz darauf, dass sie als kleines Start-up der größte Nutzer des SAP E-Mobilitäts Produkts sind.
Wir bedanken uns bei Michael Masnitza für die Einblicke hinter die Kulissen von ChargeX sowie das Interview und freuen uns, das Team weiterhin auf seinem Weg in Richtung Green Energy begleiten zu dürfen.