Du hast ein tolles Start-up-Team und gemeinsam habt ihr DIE Geschäftsidee entwickelt - jetzt braucht ihr nur noch die nötige Finanzspritze, um durchzustarten. Zeit für ein paar Tipps von unserem Experten Martin Giese.
Martin leitet als Managing Director den XPRENEURS Inkubator, ein Programm, das jährlich 40 bis 50 Hightech-Start-ups durch ihre Anfangsphase begleitet, sie z.B. beim Kontakt zu Investoren, bei der Gewinnung erster Kunden und beim Eintritt in den Markt unterstützt. Martin ist selbst erfahrener Investor und hat sogar ein Buch speziell für Start-up-Teams geschrieben: „Startup-Finanzierung: Dein Insider-Guide. Praxis-Tipps von Investoren für Gründerinnen und Gründer“. Die ersten drei Kapitel könnt ihr kostenlos auf seiner Website www.startupfinanzierung.com lesen. Hier erfahrt ihr aus erster Hand, wie Investoren und Investorinnen ticken und worauf es bei der Kapitalsuche ankommt.
Kapital finden – so geht’s los
Zunächst einmal: Entscheidet euch für einen sinnvollen Finanzierungsweg! Venture Capital ist nicht der Königsweg und kommt meist erst in einer späteren Phase zum Zug. Vorher solltet ihr öffentliche Gelder oder Business Angels in Betracht ziehen. Am besten jedoch beginnt ihr mit Bootstrapping und der Finanzierung durch Freunde und Familie. Essenziell bei den ersten Schritten seid also ihr als Team - denn jedes Teammitglied von euch investiert Zeit und Eigenkapital in das Start-up.
Womit punktet ihr: Team oder Idee?
Mit eurem Team! Wer sein Geld gut investieren will, tut dies lieber in ein starkes Team mit einer ausbaufähigen Idee als umgekehrt. Eine Idee kann noch so brillant sein – wenn dein Team sie nicht glaubwürdig vertritt, lassen die Investoren die Finger davon. Es geht um Vertrauenswürdigkeit. Das ideale Team ist vollständig besetzt und deckt alle wichtigen Geschäftsbereiche ab – von der Produktentwicklung bis zum Vertrieb.
Welche Kriterien sind weiterhin entscheidend?
Neben dem Team sind der Markt und die technische Umsetzbarkeit eurer Geschäftsidee die größten Risikofaktoren bei einem Investment. Entscheidend ist das individuelle Risiko-Ertrag-Profil: Sucht er oder sie nach einem Start-up mit hohem Ertragspotenzial und ist dabei auch bereit, ein hohes Risiko in Kauf zu nehmen? Oder ist er oder sie mit niedrigerem Ertrag zufrieden, wenn das Risiko dafür auch niedriger ist? Gründerinnen und Gründer übersehen oft, dass es große Unterschiede zwischen den Investorentypen gibt, nicht nur zwischen VCs, Business Angels und Banken, sondern auch innerhalb der Gruppen.
Die Chance auf einen Pitch – schwieriger als gedacht
Investoren und Investorinnen haben stets ein Überangebot an Pitch-Anfragen und wenig Zeit. Mit dem Thema Kontakte solltet ihr euch also sehr strategisch befassen. Zunächst braucht ihr unbedingt jemanden, der euch einen ersten Kontakt herstellen kann. Wenn euch niemand vorstellen kann, nutzt andere Wege, z. B. einen Accelerator oder Start-up-Veranstaltungen. Ohne einen persönlichen Draht zu eurem nutzt auch das umwerfendste Pitchdeck nichts – denn ihr werdet es nicht zum Pitch schaffen.
Wo setzt XPRENEURS an?
XPRENEURS fördert Start-ups in einer frühen Phase. Das Programm betreut Teams, die sich Vollzeit ihrer Geschäftsidee widmen und mit ihrem Produkt in den Markt eintreten wollen. Die Teams erhalten drei Monate Unterstützung mit Räumlichkeiten, Coaching und einem persönlichen, beratenden Business Angel. Außerdem besuchen die Teams Trainings zu allen relevanten Themen sowie ein sehr intensives Pitch-Training. Beim abschließenden Demo Day können sich die Start-ups dann vor einem großen Publikum präsentieren.
Wie spreche ich Investoren und Investorinnen am besten an?
Beschäftigt euch bereits im Vorfeld sehr gut mit den jeweiligen Profilen. Warum soll es genau diese oder jene Art der Finanzierung sein? Was ist der Kern eures Geschäftsmodells und wie hängt dieser mit dem Portfolio eures Geldgebers bzw. eurer Geldgeberin zusammen? Diese Art der Recherche kostet Arbeit, zahlt sich aber aus. Wenn euer Team eine relevante Idee präsentiert und dann noch einen Prototyp und eine erste interessierte Kundschaft vorweisen kann, stehen die Chancen auf eine Finanzierung richtig gut.
Wie sieht der erste Kontakt aus?
Es ist ganz ähnlich wie beim Dating: Ob die Chemie stimmt und sich die nächsten Schritte lohnen, stellt sich meist schon beim ersten persönlichen Kontakt heraus. Folgt dann nach mehreren „Dates“ der nächste große Schritt, die Beteiligung, kann man das tatsächlich mit der Eheschließung vergleichen: Ihr geht mit eurem Vertrag eine feste Bindung ein und arbeitet unter Umständen viele Jahre eng zusammen. Auch wenn ihr euch auf die Zusammenarbeit freut und guter Dinge seid: Da lohnt es sich auf jeden Fall, den „Papierkram“ gründlich vorzubereiten.