Das aufstrebende Münchner Start-up Tanso Technologies hat sich zum Ziel gesetzt, ein besonders drängendes Problem des Nachhaltigkeitsmanagements anzugehen: die Sicherstellung der Datenverfügbarkeit, um im nächsten Schritt die Umweltauswirkungen von produzierenden Unternehmen zu berechnen und aufzubereiten.
Erst im September hat Tanso eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,9 Millionen US-Dollar abgeschlossen, die von UVC Partners unter Beteiligung der Frühphasen-Investoren Picus Capital, Possible Ventures (ehemals Inventures) und namhaften Business Angels angeführt wurde.
Wir haben mit dem Team von Tanso über ihre ambitionierte Innovation gesprochen.
Warum ist es so schwer für Unternehmen, Klimaneutralität zu erreichen?
Bevor Unternehmen ihre Emissionen reduzieren können, müssen sie erst grundsätzlich herausfinden, welche Bereiche des Unternehmens wie viel emittieren und eine Nachhaltigkeitsbilanz erstellen. Hier sind es vor allem strukturelle Barrieren und Datenverfügbarkeit in den komplexen internationalen Lieferketten, die diese Aufgabe kompliziert machen. In vielen Unternehmen reichen die internen Kapazitäten nicht aus um diese Daten manuell zu erheben, weshalb oft externe Beratungsfirmen engagiert werden. Dies ist mittel- bis langfristig jedoch keine Lösung, da hierbei repetitive Prozesse zu hohem manuellem Aufwand führen. Um mit dem Nachhaltigkeitsmanagement echten unternehmerischen Mehrwert zu schaffen, kann die Automatisierung von Datenerfassung und Berechnung viel Zeit einsparen, Compliance Risiken reduzieren und den Fokus zurück zur Umsetzung von Maßnahmen verlagern.
Wie kann eure Innovation die Situation verbessern?
Wir haben das Ziel, das elementarste Problem des Nachhaltigkeitsmanagements zu lösen: Die Sicherstellung von Datenverfügbarkeit als ersten Schritt im komplexen Prozess der Berechnung und des Reportings von Umweltauswirkungen durch die Produktion von physischen Gütern. Wir fokussieren uns dabei auf v.a. auf mittelständische, produzierende Unternehmen, welche weltweit produzieren und oft komplexen Lieferketten und Anforderungen unterliegen. Mit unserer Softwareplattform können Nachhaltigkeitsdaten aus unterschiedlichen Datenquellen erhoben werden, um daraus klare datengetriebene Maßnahmen abzuleiten und somit echten wirtschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Ziel ist es, das Nachhaltigkeitsmanagement und Accounting so transparent, integriert und nachvollziehbar wie die Finanzbuchhaltung zu machen.
Welche Herausforderungen gab es bei der Planung und Umsetzung eurer Technologie?
Unternehmen in unserer Zielgruppe sind globale Organisationen mit internationalen Lieferketten und Produktionsstandorten. Dadurch ergeben sich Herausforderungen im Bezug auf die Verfügbarkeit von Daten und unterschiedlichen Datenquellen, die in unserem System zusammengeführt werden. Auf der anderen Seite fällt es Unternehmen schwer, alle Anforderungen durch Abnehmer und Regulatorik, wie zum Beispiel in der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (EU CSRD), zu erfüllen. Genau hier liegen unsere Stärken, da wir diese Daten aufbereiten und die Prozesse für Mitarbeitende und Unternehmen hin zu mehr Nachhaltigkeit einfach und nachvollziehbar machen.
Was hat sich für euch persönlich verändert, seitdem ihr ein erfolgreiches Start-up seid?
Wir sind noch am Anfang unseres Weges und sind uns jedoch natürlich bewusst, dass der Weg zu einem erfolgreichen Unternehmen Herausforderungen mit sich bringt. Als erfolgreich sehen wir uns erst, wenn wir Unternehmen ermöglichen können, einen echten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und Nachhaltigkeit im Kern der Unternehmensstrategie zu verankern. Nachhaltigkeit kreiert für Unternehmen auch große Chancen, ihr Geschäftsmodell zukunftsfähig aufzustellen - erst wenn wir mit Tanso diesen Übergang ermöglichen, haben wir ein Zwischenziel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft erreicht.
Welche Meilensteine habt ihr schon bewältigt und wo steht ihr gerade?
Die kürzlich abgeschlossene Finanzierung mit UVC Partners, Picus Capital und weiteren Business Angels war ein wichtiger Meilenstein. Für uns ist wichtig, dass wir unseren Entwicklungspartnern und unserer Kundschaft in der komplexen Welt des Nachhaltigkeitsmanagement langfristig zur Seite stehen. Gerade im Hinblick auf die Integration von Datenquellen und Regulatorik arbeiten wir daher sehr eng mit unseren Partnerunternehmen, um die beste Lösung für produzierende Firmen zu entwickeln und die Herausforderungen an der Wurzel zu packen.
Wie geht es nach eurer Finanzierungsrunde weiter?
Wir sind sehr dankbar für das Vertrauen, das uns durch unsere Kapitalgebenden entgegengebracht wird und sehen die Finanzierungsrunde als Mandat, echte technische Lösungen für mehr Nachhaltigkeit in der Industrie zu entwickeln. Nach der Finanzierungsrunde können wir das Kapital voll in die Produktentwicklung und starke Erweiterung unserer Teams auf Produkt- und Entwicklungsseite investieren.
Wie konnte und kann UnternehmerTUM euch auf eurem Weg unterstützen?
Die Unterstützung durch UnternehmerTUM hat uns schon in zahlreichen Bereichen geholfen: Angefangen bei der Finanzierungsrunde durch UVC Partners, bis hin zum XPRENEURS Programm, sind wir für diese breite Unterstützung sehr dankbar. Aktuell arbeiten wir auch im Munich Urban Colab, wo wir die optimale Infrastruktur zum Aufbau unseres Unternehmens haben. Besonders wichtig für uns ist auch das starke Netzwerk von UnternehmerTUM, das den aktiven Austausch zwischen etablierten Unternehmen und jungen Start-ups fördert und so Synergien ermöglicht.
Vielen Dank für das Interview!