Arbeiten etablierte Unternehmen und Start-ups zusammen, fallen vier Unterschiede in deren Denkweise auf. Unser Team der UnternehmerTUM-Beratung hat vor allem die zwischenmenschliche Ebene untersucht.
Erfahrt in diesem Artikel mehr darüber, warum diese Unterschiede Kollaborationen erschweren und wie man sie vermeidet.
Die Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen und Start-ups ist herausfordernd - nur wenige schaffen die Überleitung eines Pilotprojekts in eine nachhaltige und fruchtbare Kollaboration. Es gibt zwar viele Gründe für das Scheitern der Zusammenarbeit, dennoch glauben wir, dass ein zentraler Erfolgsfaktor - wie in vielen Lebensbereichen - ein Bewusstsein für die involvierten Personen und deren individuelle Perspektiven ist. Das Team bei UnternehmerTUM Business Creators hat Erfahrung in und mit vielen Unternehmen und Start-ups gesammelt.
Basierend darauf können wir sagen: die in diesen Organisationen kultivierten Denkweisen unterscheiden sich in vier elementaren Punkten. Eine schwarz auf weiße Differenzierung gibt es natürlich nicht und anhand des Jobtitels lässt sich nicht unbedingt feststellen, welche Mentalität jemand hat. Trotzdem solltet ihr einen guten Blick auf die involvierten Persönlichkeiten werfen, nachvollziehen, wie sie ihrer Organisationsumgebung entsprechend handeln und versuchen, ihre Blickwinkel und Motivationen zu verstehen und einzubeziehen.
Seid euch beim Versuch, eine Zusammenarbeit zwischen einem Start-up und Unternehmen zu etablieren, bewusst, dass es diese Mentalitäten gibt und welche Einstellungen und Handlungen sie hervorrufen können. Im Folgenden findet ihr vier Beispiele, wie diese sich manifestieren können.
Vier verschiedene Denkweisen, die eine Kollaboration erschweren können
1. Erfolg kommt durch Wissen und Expertise vs.
Erfolg kommt durch schnelles und kontinuierliches Lernen
Viele Manager in etablierten Unternehmen haben ihre Position aufgrund ihres Wissens und dem Talent, immer die richtigen Antworten parat zu haben, erreicht. Nicht die richtigen Antworten zu finden und aufgrund dessen Fehler zu machen oder falsche Entscheidungen zu treffen, kann zu negativen Konsequenzen führen. Folglich werden Projekte mit Start-ups, die typischerweise unsicher und riskant sind, eher nicht verfolgt, da sie zu viele Fragen unbeantwortet lassen.
2. Wirtschaftlichkeit als zentrale Erfolgsmetrik vs.
schnell wachsende Kundenbindung als zentrale Erfolgsmetrik
Entscheidungsträger werden ermutigt und ausgebildet, Rentabilität oder Wirtschaftlichkeit anzustreben. Messwerte, die heute oft in Start-ups zum Einsatz kommen, wie die Anzahl der Kunden, gelerntes und validiertes Know-how und die generierten Einkünfte, passen nicht zu diesem Verständnis von “Erfolg”. Oft wird bei Kollaborationsprojekten schon früh ein solider Business Case eingefordert - aufgrund der hohen Unbeständigkeit und Unsicherheit erfüllen diese die Erwartungen aber selten bevor sie zum Erliegen kommen.
3. Unsicherheit ist das Risiko viel zu verlieren vs.
Unsicherheit ist die Chance alles zu gewinnen
Etablierte Unternehmen planen ihre Ressourcen und Projekte oft weit voraus, um Stabilität sicherzustellen und Risiken zu managen. Um die Beteiligten zu überzeugen, ein Risiko einzugehen (z.B. bei einer Investition), müssen Angestellte einen soliden langfristigen Projektplan vorstellen. Allerdings fehlt es bei einem (oft statischen) langfristigen Plan häufig an Vergleichswerten wenn das Ziel der Kollaboration ist, einen neuen Markt oder ein neues Geschäftsmodell zu erschließen - die Verantwortlichen riskieren mit einem zu kurz greifenden Modell, das Vertrauen im Unternehmen zu verlieren.
4. Vielzahl an Ressourcen in eingestelltem System vs.
limitierte Ressourcen in variablem System
Eine erfolgreiche etablierte Firma tickt ein wenig wie ein Schweizer
Uhrwerk - es gibt eine Unzahl an Einzelteilen, von außen betrachtet im
Überfluss, die aber jeweils eng in ein konfiguriertes System eingebunden
sind. Obwohl Unternehmen für ein Kollaborationsprojekt theoretisch über
viel mehr Ressourcen oder Arbeitskräfte verfügen als Start-ups, kann es
schwierig sein, diese freizustellen oder anderweitig zu verwenden. Wenn
die Ziele des Projekts außerdem nicht direkt auf die individuellen
Ziele eines Angestellten einzahlen hat dieser noch weniger Anreiz, seine
limitierte Zeit dafür zu verwenden.
Die Lücke schließen
Diese Beispiele veranschaulichen, wie viele typische Hürden bei der
Zusammenarbeit von Start-ups und Unternehmen in unterschiedlichen
Perspektiven der beteiligten Personen wurzeln. Den ersten Schritt macht
ihr, indem ihr diese Differenzen in den Denkweisen als Ursache erkennt
und somit überwinden könnt. Wir haben unten einige unserer Tipps für
euch zusammengestellt, wie ihr besagte Unterschiede ausgleichen und eine
erfolgreiche und bleibende Zusammenarbeit schaffen könnt.
Etablierte Unternehmen: Planung und Transparenz
Vor allem: Stellt sicher, dass alle relevanten Stakeholder ein gemeinsames Verständnis der Motivation (warum) und des Ziels der Kollaboration haben.
- Schafft einen (moderierten) Austausch zwischen beteiligten Personen.
- Bevor die Details dem höheren Management vorgestellt werden, sollten Interessenvertreter in Abteilungen und Unternehmensbereichen früh involviert werden; nehmt euch die nötige Zeit, um die Mentalität schrittweise zu etablieren.
- Bedenkt relevante Zielsetzungen des Unternehmens und der Abteilungen schon während der Konzipierung und Auswahl, um ein passendes Ergebnis zu ermöglichen.
- Holt euch die Unterstützung der Geschäftsführung, damit betroffene Abteilungsleiter und Personen Prioritäten neu setzen können, wenn nötig.
- Stellt ein geschultes agiles Projektteam mit unternehmerischer Verantwortung zusammen. Prüft in regelmäßigen Rückblicken den Fortschritt mit Hilfe von gemeinsam festgelegten bedeutsamen Meilensteinen anstelle von “veralteten” KPIs.
- Stellt die Finanzierung bis zum ROI (Return of Investment) mit einem zentralen Budget für Start-up-/Innovationsprojekte sicher.
- Passt relevante KPIs und Ressourcenplanung Schritt für Schritt an und designiert spezifische Projekte, um diese zu testen.
- Kommuniziert und vermarktet laufende und erfolgreiche Projekte aktiv.
Start-ups: Eindeutige Kommunikation
Stellt vor allem sicher, dass sich die relevanten Stakeholder im regen Austausch befinden.
- Bleibt mit euren wichtigsten Kontakten im etablierten Unternehmen in Kontakt, die euch bei der Steuerung der Prozesse helfen.
- Priorisiert Projekte strikt in Bezug auf eure langfristige Strategie und eurem aktuellen Timing und konzentriert euch auf ausgewählte Kollaborationsprojekte.
- Gebt eurem ganzen Team die relevanten Rahmeninfos zum Unternehmenspartner und ermöglicht die Vernetzung der betroffenen Personen auf beiden Seiten.
- Legt euren Delivery-Zeitplan und Zeitbeschränkungen transparent dar und beachtet, dass die Vergabe von Ressourcen und das Treffen von Entscheidungen während dem Kollaborationsprojekt längern dauern kann als ihr es gewohnt seid.
- Plant regelmäßig einen Rückblick auf die Zusammenarbeit und die zugrunde liegenden Annahmen und widmet euch Problemen und Risiken frühzeitig und offen.
- Legt spezifische Meilensteine und Projektphasen fest, um nicht in Pilotprojekten hängen zu bleiben, in denen sich niemand verantwortlich fühlt.
Für euch als Mitarbeiter im Start-up oder Unternehmen gibt es viele verschiedene Wege, diese Tipps an eure spezifische Situation anzupassen. Trotzdem hoffen wir, dass ein Blick auf das Thema mit dem Fokus auf die menschliche Komponente euch hilft, eine neue Perspektive zu erlangen und neue Ansätze für Herausforderungen zu erschließen.
Lasst uns von euren Erfahrungen mit diesem Thema wissen und nehmt Kontakt zu uns auf wenn ihr die beschriebenen Herausforderungen angehen wollt (Kontakt unten). Ihr möchtet mehr zur UnternehmerTUM-Beratung UnternehmerTUM Business Creators erfahren? Besucht die Webseite.
Sigrid Ebbinghaus
Manager bei UnternehmerTUM Business Creators
ebbinghaus@bneo.de
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