Mit Leidenschaft und Herzblut zum eigenen Business – das will Unternehmerin Denise Schuster jungen Gründerinnen vermitteln. Im Mai 2020 wurde sie von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) als „Vorbild-Unternehmerin“ ausgezeichnet und gibt nun innerhalb dieses Ehrenamts in Workshops und Vorträgen ihre Erfahrungen weiter. Schusters eigene Karriere begann 2013, als sie im Rahmen des Executive MBA in Entrepreneurship von UnternehmerTUM und TUM ihr erstes Start-up gründete.
Denise Schusters erste Gründung, damals unter dem Namen „UnserParkplatz.de“ war zunächst eine Online-Plattform für das Teilen von PKW-Parkplätzen. Schon ein Jahr später erkannte die Gründerin, dass besonders LKWs vor besonderen Herausforderungen bei der Parkplatzsuche stehen und der Markt diese Bedürfnisse noch nicht bediente. Vor allem die vom Arbeitszeitgesetz ausgehenden Lenk- und Ruhezeiten machen es notwendig, schnell und zielgerichtet zu einem LKW-Parkplatz zu kommen. Die Dessauer Gründerin erkannte den Handlungsbedarf und steckte all ihre Energie in die Anpassung des Geschäftsmodells. Park Your Truck war geboren. Wie groß der Bedarf war, zeigte sich schnell, als ihre ersten 1000 an Tank- und Raststellen reservierten LKW-Parkplätze innerhalb kürzester Zeit ausgebucht waren. Die beste Motivation also, diesen Kurs weiterzufahren.
Wir haben mit Denise Schuster über ihren Weg als Gründerin gesprochen.
2013 hast du mit UnserParkplatz.de angefangen, wie weit hast du das Unternehmen inzwischen entwickelt?
Aus UnserParkplatz.de ist inzwischen die Park Your Truck GmbH geworden: wir sind Marktführer in Deutschland im Bereich reservierbarer LKW-Stellplätze mit über 10.000 Parkplätzen. Damit decken wir ein Drittel des Bedarfs mit unseren zusätzlichen Parkplätzen ab. Zudem lösen wir das Wildparkproblem in den Gewerbegebieten mit zusätzlichen Vorstauflächen und einer eigenen Zeitslot-Management-Software. Seit letztem Jahr kümmern wir uns auch um die Reduzierung des Paketdienstleister-Verkehrs in den Innenstädten über neu geschaffene Micro-Hubs und der verkehrsneutralen Auslieferung der Pakete innerhalb der letzten Meile.
Gab es für dich besondere Herausforderungen als Frau in der Gründerszene?
Sehr viele, denn die Logistik-Branche ist genau wie die Software-Branche sehr von Männern dominiert und vor allem in der Logistik ziemlich verbandslastig. Als junge Frau in der Branche mit neuen, digitalen Geschäftsmodellen hatte ich es oft nicht leicht und konnte erst punkten, als man gemerkt hat, dass das Unternehmen und ich keine Eintagsfliegen sind, sondern ich wirklich etwas verändern und bewegen möchte. Ganz langsam durch viele Präsenzveranstaltungen und Vorträge habe ich mich dann in der 'Szene' etablieren können.
Was zeichnet dich als Unternehmerin aus?
Ich bin sehr pragmatisch und nehme Gegebenes nicht einfach hin. Ich denke mich in meine Kundschaft hinein und entwickle softwaretechnisch das, was gewollt und benötigt wird. Gleichzeitig möchte ich nicht unbedingt nur mein Unternehmen voranbringen, sondern ich möchte eine ganze Branche verändern – das kann man nicht im Alleingang, sondern nur mit starken Partnerschaften. Diese zu finden und auch mal ein bis zwei Jahre hartnäckige Vorarbeit für eine Kooperation mit einem Konzern zu leisten, zeichnet mich aus.
Wie konntest du vom EMBA für deine unternehmerische Karriere profitieren?
Ich habe in meinem ersten Studium BWL mit dem Schwerpunkt Mittelständische Wirtschaft studiert und habe dann im EMBA die Welt der Start-ups kennengelernt, die ganz anders ist als die Welt der mittelständischen Unternehmen. Themen wie Finanzierung mit Risikokapital, Pitches vor Venture Capitalists oder Unternehmensbewertung, die man als Start-up nicht nur am Anfang benötigt, sondern in den ersten fünf bis sechs Jahren mehrfach, konnte ich im EMBA Studium lernen und testen. Ohne dieses Wissen wäre der Schritt in die Gründung meines Start-ups nicht geglückt.
Was rätst du Gründerinnen, die mit ihrer Geschäftsidee noch am Anfang stehen?
Sprecht mit möglichst vielen Leuten über die Idee, mit potenzieller Kundschaft, Lieferanten und Menschen, die für Kooperationen in Frage kommen. Beleuchtet die Idee von allen Seiten und nehmt das Feedback an, verändert die Idee mit dem Feedback und dann sprecht wieder Kundschaft, Lieferanten und Kooperierende an. Macht diesen Prozess solange, bis die Idee den Bedürfnissen und Anforderungen gerecht geworden ist. Macht diesen Prozess ganz am Anfang, denn er kommt in jedem Fall und wenn ihr erst mit einer vagen Idee auf den Markt kommt und ihr ein bis zwei Jahre probiert etwas zu etablieren, wovon nur ihr begeistert seid, dann fangt ihr irgendwann bei 0 an. Die meisten geben aber an diesem Punkt auf, weil das Geld ausgegangen und die Motivation gesunken ist.
Wie siehst du die aktuelle Situation für Gründerinnen in Deutschland und wie schätzt du die Chancen in Zukunft ein – gibt es hier positive Entwicklungen?
Die Voraussetzungen für Gründende generell waren noch nie so günstig, gerade was Digitalisierungs- und Mobilitätsthemen angeht. Auch Konzepte für Klimaverbesserungen werden sehr stark gefragt und auch Gründende, die nachhaltige Ideen haben, sind gefragt. Dennoch ist es sehr schwer an Kapital zu kommen und für Frauen ist es noch schwerer. Man benötigt hier in der Regel männliche Fürsprecher, die an einen glauben und versichern, dass die Frau weiß, was sie tut. Das ist leider meine Erfahrung. Von Frauen wird viel mehr verlangt als von männlichen, teilweise weniger gut ausgebildeten Kollegen, einfach weil sie Männer sind und sich besser verkaufen können. Mir wurde von einem möglichen Investor im letzten Jahr die Frage gestellt, wie ich dazu komme, Software zu entwickeln, wo ich doch gar keine Programmiererin bin und wie ich Verträge schreiben könnte, obwohl ich doch gar kein Jura-Studium besitze. Diese Fragen wären an einen männlichen Gründer nicht gestellt worden. Hier hilft nur, an sich glauben, sich Unterstützende suchen und weitermachen!
Vielen Dank für das Interview!