Impuls von Dr. Claas Oehlmann, Inken Sittler und Annika Stuckenhoff, BDI-Initiative Circular Economy
Grund 1: Nur mit der Circular Economy erreichen wir unsere Klimaziele
No doubt about it – Eine der großen Herausforderungen dieses Jahrhunderts, unserer und künftiger Generationen ist die Bekämpfung der Klimakrise. Expertinnen und Experten des International Resource Panel haben festgestellt, dass die Rohstoffgewinnung und -verarbeitung mehr als 50 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verursacht. Diese Zahl zeigt das enorme Potenzial, das die Kreislaufwirtschaft birgt. Wir brauchen dafür aber auch ein kohärentes Verständnis, wie Emissionsreduzierungen angerechnet werden können und wie Ziele der Kreislaufwirtschaft sinnvoll mit Klimazielen verknüpft werden können. Denn CO²-Emissionsreduzierungen müssen über den gesamten Lebenszyklus hinweg berücksichtigt werden.
Grund 2: Mit der Circular Economy sichern wir unsere Rohstoffversorgung und schaffen resiliente Lieferketten
Neben hohen Energiepreisen durch erhebliche Verwerfungen am Gasmarkt, aktuell stark bedingt durch den Russland-Ukraine Krieg, hat beispielsweise auch die Pandemie die Lieferketten erheblich beeinträchtigt und auch zu höheren Produktionspreisen geführt. Dies war und ist für uns alle eine Mahnung, die Stabilität unseres derzeitigen Handelssystems neu zu bewerten und neue, bessere Ideen in die "alten" Strukturen einzubringen. Wichtig ist, dass wir das Thema jetzt nicht auf die Agenda setzen und später wieder vergessen, sobald wieder bessere Zeiten kommen. Es geht darum, unsere Industrie langfristig krisenresilient aufzustellen: Rohstoffgewinnung im eigenen Wirtschaftssystem durch Materialkreislaufführung! Dies ist auch deshalb wichtig, weil die weltweite Rohstoffförderung langfristig immer weiter zunimmt und sich bis 2060 verdoppeln wird – wenn sie ihr derzeitiges Wachstumsmuster beibehält.
Grund 3: Durch die Circular Economy eröffnen sich innovative Geschäftsmodelle
Das Mantra der Circular Economy ist das Produktdesign als Anker der Kreislaufwirtschaft. Wir müssen Produkte so designen, dass sie beispielsweise langlebig, reparierbar und recyclingfähig sind. Und sind nicht eigentlich viele Merkmale der Circular Economy – beispielsweise die Langlebigkeit von Produkten – auch integraler Bestandteile unserer Marke „Made in Germany“? Dabei stellt sich in der Circular Economy für Start-ups und Industrie vor allem die folgende Frage: Wo liegt der ‚Business Case‘? Wir müssen die Circular Economy als Wirtschaftsstrategie und Wettbewerbsvorteil verstehen. Hier geben auch viele Start-ups mit innovativen Geschäftsmodellen die Richtung vor – Kooperationen mit der etablierten Industrie sind dabei zielführend.
Grund 4: Wer auf Kreislaufwirtschaft setzt, ist auch digitaler Pionier von morgen
Circular Economy und Digitalisierung gehen Hand in Hand, denn digitale Technologien und die intelligente Nutzung von Daten können in allen Phasen der Wertschöpfung wichtige Hebelwirkungen erzielen und CE-Strategien unterstützen. Die produzierenden Unternehmen in Deutschland, die bereits eine weit entwickelte digitale Infrastruktur vorweisen konnte, sind nach Erkenntnissen wissenschaftlicher Forschung auch erfolgreicher in der Umsetzung von ressourcenschonenden Prozessen. Digitale Technologien (u.a. digitale Produktpässe, dezentrale Identifier, Robotics & KI-Systeme) können beispielsweise bei Sortier- und Recyclingprozessen unterstützen, die Transparenz und den Informationsaustausch über unterschiedliche Lieferkettenstufen verbessern, bei der Messbarkeit und Steuerung von Produktionsprozessen unterstützen und neue Erkenntnisse im Produktdesign generieren.
Unterm Strich:
Deutschland hat eine starke Industriebasis und gleichzeitig entfaltet sich hier auch dank UnternehmerTUM, eines der größten und dynamischsten Start-up-Ökosysteme der Welt. Knapp zwei Drittel der untersuchten Start-ups im Report des Deutschen Startup Monitor 2022 ordnen sich einem digitalen Geschäftsmodell zu (65,2%). Das sind viele gute Voraussetzungen, um eine Vorreiterrolle in der Circular Economy einzunehmen, denn gerade für die zirkuläre Transformation benötigen wir neben Vernetzung und Austausch im Wertschöpfungskreislauf auch disruptive Innovationen und digitale Datenerfassung. Es gilt jetzt, die Transformation zur Circular Economy mitzugestalten.
Über die BDI-Initiative Circular Economy:
Die Initiative des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) Circular Economy verbindet Unternehmen der Industrie sowie Start-ups im Bereich der Kreislaufwirtschaft und fördert den Austausch ihrer Mitglieder mit der Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Mit aktuell knapp 60 Mitgliedern werden gemeinsam fortlaufend technologische Potenziale und Rahmenbedingungen für die Circular Economy identifiziert. Dazu gehören beispielsweise praxisorientierte Workshop-Formate, ‚Policy Updates‘ zu politischen Strategien, Verordnungen und Richtlinien auf EU und nationaler Ebene, öffentliche Diskussionspanels und Kooperationsveranstaltungen mit der Wissenschaft. Interesse, gemeinsam mit uns die Circular Economy voranzubringen? Mehr Infos unter: Circular Economy (bdi.eu)